Stellung zu den geplanten Abschiebungen nach Afghanistan

Die Versammlung der Kirchenbezirksbeauftragten für Asyl und Migration der Evangelischen Kirche in Württemberg
Stuttgart, 15. November 2016

Asylpfarrer Joachim Schlecht, Stuttgart
Asylpfarrerin Ines Fischer, Reutlingen

Die Kirchenbezirksbeauftragten für Asyl und Migration der Evangelischen Landeskirche in Württemberg tragen angesichts der aktuellen politischen Situation an Bischof Frank Otfried July, an die Landessynodalen und an das Kollegium des Oberkirchenrates die dringende Bitte heran, sich bei den politische Verantwortlichen dafür einzusetzen, dass von den in der Zukunft geplanten Abschiebungen nach Afghanistan abgesehen wird.

In unserer alltäglichen Arbeit erleben wir derzeit, dass es zunehmend negative Entscheidungen für afghanische Flüchtlinge im Asylverfahren gibt. Diametral entgegengesetzt stellt sich jedoch die aktuelle Lage in Afghanistan selbst dar: Mit Blick auf die landesweit zunehmend eskalierende Gewalt, werden Rückführungen mit unkalkulierbaren Risiken für die Betroffenen einhergehen. Zuletzt hat ein Angriff auf das deutsche Konsulat in Masar i Sharif am 10. November gezeigt, dass es keine stabile Sicherheit im Lande gibt. Wir nehmen wahr, dass die Lage sich zunehmend verschlechtert und können es mit unserem Gewissen nicht verantworten, die Geflüchteten aus Afghanistan, die in unseren Kirchenbezirken leben, auf eine potentielle Rückkehr hin zu beraten.

Unser Amt als Kirchenbezirksbeauftragte bedeutet für uns, differenziert Situationen wahrzunehmen und diese verantwortlich zu beurteilen. Die Politik der geplanten Abschiebungen nach Afghanistan entsetzt uns. Das am 2. Oktober 2016 von der EU mit Afghanistan geschlossene Rücknahmeabkommen spricht den Zuständen in Afghanistan Hohn und versetzt von uns begleitete afghanische Geflüchtete in helle Panik. Zu geplanten Abschiebungen in ein Land, in dem Krieg herrscht, müssen wir als Kirche klare Worte finden. Wir erbitten von den Verantwortlichen unserer Landeskirche darum ein deutliches Zeichen für einen angemessenen und menschlichen Umgang mit afghanischen Flüchtlingen hierzulande.

Im Namen der Kirchenbezirksbeauftragten für Asyl und Migration:

Joachim Schlecht, Asylpfarramt Stuttgart
Pfarrstraße 3, 70182 Stuttgart

und Ines Fischer, Asylpfarramt Reutlingen
Planie 17, 72764 Reutlingen


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