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    Buchauer wehren sich gegen Artikel auf „Zeit online“ zum Brand des Flüchtlingsheims

    Bad Buchau, 15.04.2015 (Annette Grüninger, ©Schwäbische Zeitung)

    Als im Juli 2013 das Bad Buchauer Asylbewerberheim brannte, war der Schreck groß. Ziemlich rasch konnten die Ermittler allerdings einen fremdenfeindlichen Hintergrund ausschließen. Für vorsätzliche Brandstiftung, so die Polizei damals, gebe es keinen Anhaltspunkt (SZ berichtete). Nun hat „Zeit online“ das Thema erneut aufgegriffen – und zieht Parallelen zwischen Bad Buchau und Tröglitz.

    Wer im Internet nach „Bad Buchau“ sucht, der landet ganz schnell bei „Flüchtlingsheim: Bad Buchau, die Flüchtlinge und das Feuer“. Eine große Suchmaschine listete den Artikel am Mittwoch an siebter Stelle –noch vor dem Internetauftritt des Federseemuseums und des Buchauer Sportvereins. „Ich finde es abenteuerlich, wenn in dem Artikel eine Verbindung zu Tröglitz hergestellt wird. Das stimmt einfach so nicht!“, kommentiert Bürgermeister Peter Diesch den Artikel. Der Autor habe „unsauber recherchiert“ und berichte fehlerhaft. Der Stadt werfe er Versäumnisse vor, doch mit Diesch als deren Vertreter habe er nie gesprochen. Für Buchau befürchtet Diesch dadurch einen Imageverlust „Klar schadet das der Stadt, in einem Atemzug mit Tröglitz genannt zu werden.“

    Der Autor des Artikels, der in abgeänderter Form auch in der „Stuttgarter Zeitung“ erschienen ist, stellt die These auf, dass es sich um Vorfälle wie dem Brand des geplanten Asylbewerberheims in Tröglitz nicht um ein rein ostdeutsches Phänomen handle. Fremdenhass gebe es auch „im wohlhabenden Baden-Württemberg“ – etwa in Bad Buchau, wo es in der Nacht zum 21. Juli in der Flüchtlingsunterkunft zur „Beinahe-Katastrophe“ kam. „Die Täter wurden nicht ermittelt“, heißt es da auf „Zeit online“, „über das Geschehene wurde eilig Schweigen gebreitet“.

    Tatsache ist: Die genaue Brandursache steht bis heute nicht fest. „Wir wissen aber, das es keine Anhaltspunkte für vorsätzliche Brandstiftung gibt, das haben die Ermittlungen ganz klar ergeben“, sagt Polizei-Pressesprecher Uwe Krause. Gegen Brandstiftung spreche etwa, dass keine Brandbeschleuniger eingesetzt wurden. Das Feuer brach in einer leerstehenden Wohnung aus, die gerade renoviert wurde und in der deshalb Baumaterial gelagert wurde. „Wenn jemand einen Brand hätte legen wollen“, argumentiert Krause, „hätte er alles vorgefunden: Kartons, Holzbretter, Terpentin – ein Streichholz hätte genügt, um einen großen Brand zu entfachen.“ Weil das Material aber nicht gezielt eingesetzt wurde, geht die Polizei von Fahrlässigkeit aus. Im Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft steht, dass die Brandursache nicht festgestellt wurde.

    „Von Seiten der Kriminalpolizei wurde aber alles daran gesetzt, die Sache aufzuklären“, betont Krause. Eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe aus Biberach, die durch weitere Kräfte vor Ort ergänzt wurden, hätte sich über ein dreiviertel Jahr mit dem Brand beschäftigt. „Bei den Untersuchungen wurde viel Aufwand betrieben, viel Laborarbeit gemacht und auch im Umfeld viele Vernehmungen durchgeführt.“ So könne man einen fremdenfeindlichen Hintergrund zweifelsfrei ausschließen, auch eine rechte Szene gebe es in Buchau nicht.

    Allerdings: „Dummheit gibt’s überall“, sagt Markus Lutz – und mit diesen Worten wird der evangelische Pfarrer und Initiator des Freundeskreises Asyl auch in dem „Zeit online“-Artikel zitiert. Lutz steht noch immer zu dieser Aussage, tatsächliche gebe auch in Bad Buchau immer wieder Vorurteile gegenüber den Flüchtlingen, etwa, dass alle teure Smartphones besäßen. Solche Probleme stünden aber in gar keinem Verhältnis zu dem, was gut laufe in der Stadt, betont der Pfarrer, der sich in dem Artikel nicht richtig wiedergegeben findet: „Ich habe das Gefühl, dass die Flüchtlinge im Großen und Ganzen in Bad Buchau sehr freundlich aufgenommen werden.“

    Unterschrift Foto: Verängstigt verfolgten die Bewohner des Flüchtlingsheims in der Brandnacht die Löscharbeiten. Nachbarn hatten sofort Decken und Stühle organisiert, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen Bild: Klaus Weiss, ©Schwäbische Zeitung