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    Chancengleichheit beginnt in den Ferien

    Wie ein Ferienprojekt in Laupheim spielerisch Bildung und Gemeinschaft fördert – und warum es ohne Unterstützung nicht möglich wäre.

    05.12.2025/Laupheim: Spielerisch lernen, neue Freunde finden und kulturelle Grenzen überwinden – dafür steht das Projekt „Ferienfun - spielend Wissen sammeln“. Aus einem kleinen Pilotprojekt der Caritas Biberach-Saulgau ist mittlerweile ein gefragtes Ferienangebot für sechs- bis elfjährige Kinder mit und ohne Migrationshintergrund geworden. Es ist Teil der Weihnachtsspendenaktion „Helfen bringt Freude“ der Schwäbischen Zeitung. Im Interview berichtet Koordinatorin Tülay Tekeli, was das Projekt so besonders macht.

    Wie würden Sie „Ferienfun - spielend Wissen sammeln“ in wenigen Sätzen beschreiben – was macht das Projekt aus Ihrer Sicht so einzigartig?Im Jahr 2025 haben 38 Familien mit Grundschulkindern am Ferienprogramm teilgenommen. Die Kinder spiegelten eine große kulturelle und biografische Vielfalt wider: 19 Kinder mit Fluchterfahrung, 17 Kinder mit Migrationshintergrund und zwei Kinder ohne Migrations- oder Fluchterfahrung. Diese Vielfalt bereichert das Programm und bietet wertvolle Lern- und Begegnungsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Besonders macht dieses Angebot, dass wir mit allen Familien im persönlichen Kontakt stehen. Wir erfahren, wie es der Familie im Augenblick geht, und sie freuen sich über unser ihnen entgegengebrachtes Interesse. Das gibt besonders Familien mit Fluchterfahrung das Vertrauen, ihre Kinder zu unseren Angeboten anzumelden.

    Welche Wirkung beobachten Sie bei den teilnehmenden Kindern - sozial, emotional oder sprachlich?Da wir die Kinder von Ferien zu Ferien erleben, können wir von Angebot zu Angebot ihre Entwicklung und Fortschritte direkt erleben. Sie bringen sich positiv ins Gruppengeschehen ein und gestalten mit. Da sie sich bewusst für unser Ferienprogramm entscheiden, sind sie aktiv und interessiert dabei. Das gibt ihnen eine positive Stärkung für ihr Wissen und Können, was auch das Selbstbewusstsein stärkt. Natürlich gibt es unter den Kindern auch Konflikte, aber nie so groß, dass es das Gruppengeschehen negativ beeinflusst.

    Die Kinder haben ein großes Mitteilungsbedürfnis, das bis dahin erlebte zu erzählen, darum ist es uns auch so wichtig, viele Betreuerinnen und Betreuer in unseren Angeboten dabei zu haben, um diesem Bedürfnis gerecht zu werden. Wenn man gehört und gesehen wird, egal in welchem Alter, gibt es dem Menschen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wer das erfährt, kann anderen auch dieses Gefühl weitergeben.

    Wie gelingt es Ihnen, Kinder aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern und Lebenssituationen gut miteinander in Kontakt zu bringen?
    Durch Regeln und Rituale, die wir im Ablauf des Angebots immer einhalten und das auch von den Kindern einfordern. Im Gruppengeschehen läuft es deshalb recht harmonisch ab. In der Schule erlebte Diskrepanzen bringen sie manchmal mit in die Gruppenstunde. Hierbei versuchen wir beiden Seiten Gehör zu verschaffen, und den Kindern einen Weg aufzuzeigen, der ihnen hilft, einen Konsens zu finden.

    Welche Programmpunkte oder Erlebnisse aus 2025 sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
    Unser Besuch auf dem Bauernhof in Pfrauenstetten war für die Kinder ein tolles Erlebnis. Die Arbeitsgeräte eines Landwirts wie Traktoren, Pflug, Egge und Mähdrescher unmittelbar zu sehen und sogar mal hineinsitzen zu dürfen, war ein Highlight. Bauernhoftiere streicheln und füttern gehörten natürlich auch dazu. Schön war auch unser Familiennachmittag in den Herbstferien, hier kamen auch neue Familien dazu.

    Wo sehen Sie aktuell den größten Unterstützungsbedarf, damit „Ferienfun – spielend Wissen sammeln“ auch in Zukunft weitergeführt und ausgebaut werden kann?
    Da die Finanzierung unseres Projekts immer im Raum steht, ist unser größtes Anliegen, dass diese gesichert ist. Um den Kindern und Familien weiterhin dieses Angebot machen zu können. Damit wir mehr Angebote in den Ferien machen können, bräuchte es dementsprechend größere finanzielle Unterstützung für Personal, Material und Ausflüge.

    Fot: privat

    Autor: Tanja Bosch

    Original Artikel