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    Wenn Menschen andere Menschen in Schubladen stecken, hilft ein einfaches Experiment. In Berkheim an der Iller wird es nun gemacht.

    Berkheim, 19.03.2023 (Karen Annemaier, ©Karen Annemaier)

    Ein Workshop und eine außergewöhnliche Ausstellung haben im Illertal Rassismus und Vorurteile zum Thema. Zwei Organisatorinnen erklären, was es damit auf sich hat.

    „Ich bin Krankenpflegerin in Ausbildung — Manche Menschen wollen nicht von mir gepflegt werden, weil ich schwarz bin“, dieser Satz ist ein Beitrag in der Ausstellung #wasihrnichtseht. Während der bundesweiten Wochen gegen Rassismus wird die Schau in und am Berkheimer Rathaus gezeigt. Der Ravensburger Dominik Lucha und hunderte Menschen mit dunkler Hautfarbe machen darin sichtbar, was in Deutschland oft ungesehen bleibt. #wasihrnichtseht thematisiert auf leicht zugängliche Weise den Alltagsrassismus, den diese Frauen und Menschen in Deutschland erleben.

    Rassismus, den Menschen dunkler Hautfarbe erleben

    Auf Luchas Instagram–Kanal können schwarze Menschen anonym über ihre Rassismus–Erfahrungen in Deutschland berichten. Der Kanal soll ihnen auch helfen zu verstehen, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind. Das Projekt startete im Juni 2020 nach der Ermordung George Floyds und den Black–Lives–Matter–Protesten in den USA. Luchas Kanal hat mittlerweile über 111.000 Follower. Etliche Zitate von dort werden nun in der Ausstellung gezeigt.

    Die Ökumenische Migrationsarbeit von Caritas und Diakonie sowie das Integrationsmanagement des Landkreises haben sie zusammen organisiert. Vom 21. März bis 2. April sind die Tafeln in Berkheim zu sehen.

    „Don’t put people in boxes“

    Für Donnerstag, 23. März, 17 Uhr, planen die Sozialpädagoginnen Julia Blessing und Elisa Sachs gemeinsam mit Alisa Bauer und Maximiliana Schöch, Integrationsmanagement des Kreises, in Berkheim auch einen Workshop oder vielmehr ein Experiment. „Dont’t put people in boxes“, übersetzt, „Steck’ Menschen nicht in Schubladen“ beruht auf einer Idee aus Dänemark. Auf spielerische Weise werden hier allzu menschliche Denkweisen betrachtet. „Bevor man jemanden trifft, hat doch jeder sein eigenes Bild im Kopf“, erläutert Blessing, „selbst Geflüchtete denken, die Deutschen sind so und so.“ Ziel sei es, die Vielfalt als Bereicherung und Inspiration zu verstehen. Anmeldungen sind noch bis Donnerstagabend, 22. März, möglich und willkommen (Infokasten).

    Wie mehrfach berichtet, müssen Kreis und Gemeinden aktuell mehr geflüchtete Menschen unterbringen. Den Organisatorinnen von Ausstellung und Workshop war es wichtig, auch im Illertal Angebote zu machen. Schließlich entstehen beispielsweise in Dettingen und Berkheim zurzeit neue Gemeinschaftsunterkünfte. Die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Walther Puza sei ohnehin gut und das Rathaus mit seinen großen Fenstern ideal für die Ausstellung, erläutern Blessing und Sachs im SZ–Gespräch.

    Ehrenamtliche für die Flüchtlingshilfe sind willkommen

    Während die Integrationsmanagerinnen des Kreises direkt mit den Geflüchteten in Kontakt stehen, betreuen Sachs und Blessing die Ehrenamtlichen, die sich in der Geflüchtetenarbeit engagieren. Viele Ehrenamtliche seien durchgehend seit 2015 bis heute sehr engagiert, berichten die Sozialpädagoginnen, weitere Helferinnen und Helfer aber hoch willkommen. Ob sie eine Art Patenschaft für eine Familie übernehmen, bei der Organisation von Begegnungscafés mitarbeiten oder Fahrräder reparieren und den Geflüchteten zur Verfügung stellen — es gebe viele Möglichkeiten sich zu engagieren.


    Anmeldungen zum Experiment sind möglich bis Donnerstagabend, 22. März, unter Telefon 0157/ 53654289 oder E-Mail blessing(at)diakonie-biberach.de

    Unterschrift Foto: Um Vorurteile und Rassismus geht es in einer Ausstellung und einem Experiment in Berkheim. Bild: privat, ©privat