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    Stadt kann mehr als 20 Wohnungen in der Richard-Wagner-Straße anmieten

    Laupheim, 08.09.2015 (Roland Ray, ©Schwäbische Zeitung)

    Die Genossenschaft für Wohnungsbau Oberland (GWO) hat der Stadt Laupheim mehr als 20 leer stehende Wohnungen in der Richard-Wagner-Straße für die Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Bürgermeister Rainer Kapellen freut sich über die Offerte.

    Die GWO wollte die in den Jahren 1954 bis 1956 gebauten Wohnungen demnächst abreißen und das Quartier städtebaulich neu ordnen. Doch angesichts des weiter anschwellenden Flüchtlingsstroms und der wachsenden Probleme auch in Laup- heim, Unterkünfte für Asylsuchende zu finden, verschiebt der Vorstand dieses Vorhaben. Die Stadt soll die Wohnungen vorerst anmieten können.

    Den Wurzeln verpflichtet

    „Auf eine solche Notsituation müssen wir reagieren“, sagt der Vorstandsvorsitzende Albert Klöckler. „Nicht zuletzt mit Blick auf die Geschichte unseres Unternehmens fühlen wir uns verpflichtet zu helfen.“ Die GWO war 1949 mit dem Ziel angetreten, die nach dem Krieg herrschende Wohnungsnot zu lindern. Bei der Gründungsversammlung wies Bürgermeister Alfons Hagel darauf hin, dass in Laupheim 174 Wohnungen fehlten und darüber hinaus Wohnraum für 600 Heimatvertriebene benötigt würde, „die im Laufe der kommenden Wochen und Monate hier eintreffen werden“.

    Nach Klöcklers Angaben stehen in den Gebäuden Richard-Wagner-Straße 16 bis 30 kurzfristig 20 Einheiten zur Verfügung. Sechs weitere seien entkernt, könnten aber mit überschaubarem Aufwand hergerichtet werden. In der Regel handele es sich um etwa 60 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnungen. „Sie sind sehr einfach ausgestattet. Vergleichbare Wohnungen in diesen Gebäuden werden aber nach wie vor von langjährigen Mietern der GWO bewohnt“, erklärt Klöckler. Würden die leer stehenden Wohnungen mit Flüchtlingen belegt, nähme das bei der Stadt „einigen Druck aus dem Kessel“, ist der GWO-Chef überzeugt.

    Wie berichtet, sucht die Verwaltung fieberhaft Wohnraum für anerkannte und geduldete Asylsuchende, die nach spätestens 24 Monaten von der Gemeinschaftsunterkunft in die sogenannte Anschlussunterbringung wechseln. Diese obliegt den Kommunen. Seit Januar hat sich die vom Landratsamt festgesetzte Sollzahl für Laupheim von 25 auf fast 50 erhöht. Mit einem weiteren Anstieg wird gerechnet.

    Am vergangenen Freitag hat Albert Klöckler dem Bürgermeister das Angebot unterbreitet. Am Montag trafen sich Mitarbeiter von GWO und Baudezernat zu einem Ortstermin in der Richard-Wagner-Straße.

    „Wir sind erleichtert“

    „Wir freuen uns und sind erleichtert“, sagte Rainer Kapellen der Schwäbischen Zeitung. Die Unterstützung durch die GWO entspanne vorübergehend die Lage. Nun müsse man sich abstimmen, welche Wohnungen wann angemietet werden und ob ein Teil dem Landkreis als Gemeinschaftsunterkunft dienen könnte, sollte die Stadt nicht alle für die Anschlussunterbringung benötigen. Kapellen, Mitglied des GWO-Aufsichtsrats, hält eine gemischte Form der Nutzung für denkbar.

    Die Option Richard-Wagner-Straße sei überdies geeignet, den aller Voraussicht nach schwierigen städtischen Haushalt 2016 zu entlasten, sagte Kapellen. In der Planung seien bis zu 250 000 Euro für den Bau einer Anschlussunterkunft vorgesehen – „das müssen wir dann vielleicht erst einmal nicht tun“.

    Unterschrift Foto: In diesen GWO-Häusern in der Richard-Wagner-Straße könnten schon bald Flüchtlinge unterkommen Bild: Barbara Braig, ©Schwäbische Zeitung