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    Ein gut gedeckter Tisch, buntes Spielzeug und herumkrabbelnde Kinder

    Biberach, 09.12.2019 (Mesale Tolu, ©Mesale Tolu)

    Ein gut gedeckter Tisch, buntes Spielzeug und herumkrabbelnde Kinder: Der Müttertreff Ubuntu ist seit Oktober 2018 ein Ort der Zusammenkunft und der gegenseitigen Unterstützung.

    Mit der Spende aus der SZ-Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ will Christine Gratz von der Schwangerschaftsstelle der Caritas Biberach-Saulgau Frauen eine kontinuierliche Begegnungsmöglichkeit und Kontakte bieten.

    Das Wort Ubuntu kommt aus den Bantusprachen der Zulu und bedeutet in etwa Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gemeinsinn. Diese zwischenmenschliche Kommunikation wollen Christine Gratz und Familienhebamme Terhas Woldeyohannes-Riegger gemeinsam pflegen.

    Vor einem Jahr hat Christine Gratz das Projekt mit der Unterstützung der Hebamme gestartet, um geflüchteten Frauen einen Ort zu geben, an dem sie sich austauschen können. Terhas Woldeyohannes-Riegger ist seit fast 15 Jahren Hebamme und kommt aus Bad Schussenried. Sie hat fast alle anwesende Frauen bei der Entbindung unterstützt, ihre Kinder betreut und steht auch noch heute an ihrer Seite.

    „Dieser Treff ist sehr wichtig, weil alle Frauen zuvor in ihren Wohnungen eingesperrt waren – ohne Kontakt zur Außenwelt“, so d0ie Hebamme. Anfangs seien sie verschüchtert gewesen, hätten nicht gesprochen, keine Fragen gestellt.

    Heute ist die Atmosphäre anders: Die Frauen reden untereinander und miteinander über ihre Kinder, die Krankheiten, tauschen Tipps und Rezepte aus. „Sie sind während der gemeinsamen Zeit selbstbewusster geworden und reden auch über ihre Probleme“, sagt Terhas Woldeyohannes-Riegger.

    Weder Familie noch Freunde

    „All diese Frauen hier haben weder Familie noch einen Bekanntenkreis. Sie waren völlig einsam“, sagt Christine Gratz während sie die jungen Mütter ansieht. Viele von ihnen stammen aus Syrien. Auf Booten haben sie sich auf den Weg nach Europa gemacht und leben seit einigen Jahren in Deutschland.

    Die Kinder sind intensiv damit beschäftigt, jedes einzelne Spielzeug zu erkunden, während sich die Mütter über alltägliche Sorgen und Beschäftigungen unterhalten. Christine Gratz hat für einen weihnachtlich gedeckten Tisch gesorgt: „Auch wenn es in ihrer Kultur keinen Nikolaus oder kein Weihnachten gibt, sollen die Kinder zumindest die Rituale kennenlernen und Freude daran entdecken.“

    Der Müttertreff ist ein offenes Angebot der Schwangerschaftsberatung der Caritas Biberach-Saulgau mit Fragen, Austausch und gegenseitiger Unterstützung rund um die Themen Schwangerschaft, Babys, Kinder und mehr. Jeden Donnerstag von 10 bis 11.30 Uhr können Frauen mit ihren Kindern in die Räumlichkeiten in der Waldseer Straße 12/1 kommen und über alles reden, was ihnen auf der Seele lastet.

    Die Frauen wirken gesprächig und glücklich. An vielen Ecken finden zeitgleich Gespräche statt – manche lauter andere unter vier Augen. Amani Abushihab ist eine junge Frau, die im Jahre 2015 aus Syrien geflohen ist. „Ich hatte jahrelang keine Freundin zum Reden, war immer alleine. Hier habe ich Freunde gefunden und fühle mich nicht mehr so einsam“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

    Auch Juhanna Alzöbi musste aus Syrien fliehen und stieß nach mehreren Jahren auf das Angebot im Ubuntu. „Meine Tochter hat immer alleine gespielt, war immer zu Hause. Hier kann sie mit anderen Kindern spielen, während ich mich mit den Müttern unterhalten“, so Juhanna, die sich auch außerhalb des Ubuntu mit den Frauen trifft und Zeit verbringt.

    Nicht nur aus dem Nahen Osten geflüchtete Frauen finden im Ubuntu Kontakte und Gesprächsstoff, auch Frauen aus Afrika, Rumänien oder dem heimischen Oberschwaben tauschen in einer zwanglosen Atmosphäre ihre Erfahrungen aus.

    Neue Spielsachen

    Mit den Spenden aus der SZ-Weihnachtsaktion will Christine Gratz einen Teil der laufenden Kosten decken und Spielsachen für die Kinder kaufen. „Für uns ist das Ubuntu ideal, weil es so nah an der Schwangerschaftsberatungsstelle der Caritas liegt“, sagt Christine Gratz.

    Inzwischen besuchen mehr als 15 Mütter mit ihren Kindern den Treff. „Es hat sich mehr oder weniger eingespielt: Viele kommen sehr regelmäßig, dann gibt es auch hin und wieder Frauen, die zum ersten Mal die Räumlichkeiten betreten.“ Immer ein offenes Ohr und Rat für die Frauen zu haben, sei das vorrangige Ziel des Müttertreffs im Ubuntu.

    Unterschrift Foto: Während die Kinder sich mit Bausteinen vergnügen, hat Amani Abushihab (r.) die Gelegenheit sich eine kleine Auszeit von alltäglichen Beschäftigungen zu nehmen. Bild: Mesale Tolu, ©Mesale Tolu